Man kann es kaum schönreden: Ratten haben bei uns im Westen einen überwiegend miserablen Ruf. Nicht nur, dass sie die Pest und andere höchst bedrohliche Seuchen und Krankheiten verbreitet haben sollen, durch ihr oft unterirdisches Nagen, heimliches Herumhuschen und Wühlen assoziiert man sie nicht selten mit unheimlichen, gar teuflischen Mächten. Schon Goethe nennt im „Faust“ Mephisto den Herrn der Ratten und Mäuse. Andererseits muss man konstatieren, dass Heerscharen von Ratten als Helfer der Naturwissenschaften, insbesondere in der medizinischen Forschung, an vorderster Front stehen und ihre Leistungen häufig mit dem Leben bezahlen. Dass diese Tiere es ermöglichen, unseren menschlichen Körper besser zu verstehen, zeigen auch neuere US-amerikanische Forschungen, bei denen Ratten lernten, selbständig kleine Elektroautos zu fahren (und zur Futterquelle zu steuern). Man konnte dabei messen, dass sie der Lernerfolg deutlich entspannte und sie das Anti-Stress-Hormon Dehydroepiandrosteron in beträchtlichem Maße ausschütteten. In Ostasien hat man den besonderen Wert der Ratte schon sehr viel früher erkannt. So machte man sie zur Führungsinstanz des zwölfteiligen Kalenderzyklus, der im Jahr 2020 wieder neu beginnt. Man schätzt sie, weil sie fleißig, geschickt, sensibel, intelligent, umsichtig, langlebig, partnerorientiert, anpassungsfähig und fürsorglich ist. Selbst Rattengeister sind, anders als die hinterhältig und bösartig herumspukenden Füchse, von meist positiver Weiter lesen