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Vortrag: Samurai – Aufstieg, Glanzzeit und Ende des japanischen Kriegerstandes
11. April 2019, 19:00
Begleitprogramm Samurai-Ausstellung - Ein Vortrag von Dr. Andrea Hirner
In der Nara- und Heianzeit (710-1185) wurden für militärische Aufgaben Wehrpflichtige aus dem Volk eingesetzt, aber dieses System wurde bald wieder abgeschafft. Lokale Familien, die mit der Zeit Einfluss und Landbesitz gewonnen hatten und aus dem weiteren Umkreis des Kaiserhauses stammten, wurden nun vom Kaiser mit derartigen Aufgaben betraut. Im Gegensatz zum Hofadel (kuge) wurden sie buke genannt. Sie statteten wiederum ihre Gefolgsleute mit Landbesitz aus und verlangten dafür Treue.
Zwischen 1180 bis 1185 kämpften zwei solcher Familien bereits um die eigentliche Macht. Der siegreiche Minamoto no Yoritomo begründete das erste erbliche Shogunat (Militärregierung) in Kamakura. Nach dem Verfall dieses Shogunats weiteten sich die Rivalitäten ungefähr gleich mächtiger Clans auf ganz Zentraljapan aus, von denen viele in den langen Kämpfen untergingen. In dieser Sengoku-Zeit (1467-1603) wurde der Status der nun bushi oder Samurai genannten Krieger erblich, und ab 1588 durften nur noch sie zwei Schwerter tragen.
Sie hoben sich dadurch vom einfachen Volk ab und begründeten ihren Mythos, der in der Zeit des Tokugawa-Shogunats ab 1603 weiterentwickelt wurde. Ironischerweise in einer Zeit, die keine echten kriegerischen Auseinandersetzungen mehr kannte und an die Stelle des früheren dezentralisierten einen zentralisierten Feudalismus setzte. Die Samurai lebten in den Burgstädten und dienten ihrem Fürsten als Wachen, als Verwalter und für andere Aufgaben. Diese funktionierende Verwaltung des Landes wurde von der neuen Regierung unter Kaiser Meiji 1868 nahtlos übernommen.
Die Samurai standen an der Spitze der neuen Gesellschaftsordnung shi-no-ko-sho (Krieger, Bauern, Handwerker, Händler) und besaßen Vorrechte wie das Tragen von zwei Schwertern. Kriegerische Spiele und Paraden sollten die Erinnerung an ihre eigentliche Funktion wachhalten, zugleich aber Literatur und Künste von ihnen gepflegt werden.
Das Ende des Tokugawa-Shogunats durch die Bedrohung durch westliche Länder stürzte die Samurai in den Konflikt zwischen Tradition und Moderne.
Abrupt entzog ihnen die neue Regierung 1877 sämtliche Privilegien (die Daimyo wurden dem neuen bürgerlichen
Adelsstand zugeordnet) und zwangen sie durch Einstellung der Entlohnung in Naturalien, sich neue Berufe zu suchen und darin zu behaupten. Viele Familien gingen unter, andere wurden Lehrer, Farmer auf Hokkaido, dienten der neuen Regierung als Beamte oder gingen sogar in die Wirtschaft, die sie vorher als unwürdig angesehen hatten.
Im letzten Kampf 1877 gegen die Abschaffung des Shogunats und ihres Standes versagten die individuell kämpfenden Samurai gegen ein Volksheer, eine besondere Demütigung für sie.
Der Mythos vom Samurai und seiner Ehre, der Kult des Schwertes, der bereits in der Tokugawa-Zeit gepflegt worden war, erfuhr jetzt seine Erweiterung durch die neuen Medien, auch im Westen.